Reinhold Escher wurde vor 100 Jahren geboren.

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Aus der Esslinger Zeitung: (http://www.ez-online.de/ueberregional/kultur/kultur/Artikel107378.cfm) Vom Lückenbüßer zum Mythos Vor 100 Jahren wurde Mecki-Zeichner Reinhold Escher geboren Von Axel Recht Hamburg - Mecki, zunächst "Hörzu"-Maskottchen, später ein Nachkriegsmythos, begann seine Laufbahn als Lückenbüßer. Der damalige Chefredakteur der Rundfunkzeitschrift, Eduard Rhein, war 1949 auf der Suche nach einem werbewirksamen Seitenfüller fündig geworden. Und mit dem hauseigenen Zeichner Reinhold Escher hatte er den Künstler, der aus dem gedrungenen Igel die Symbolfigur machte, wofür Mecki jetzt noch steht. Der am 12. April 1905 in Hamburg geborene Escher hatte gegen den Widerstand der Eltern an der Landeskunstschule in seiner Heimatstadt zeichnen und illustrieren gelernt. Besonders gern skizzierte Escher Tiere, erinnert sich seine Frau Grete. "Um zu beobachten, wie sie sich bewegen, ging er oft in Hagenbecks Tierpark." Das war die Basis für seine spätere Arbeit, bei der Tiere eine große Rolle spielen sollten. Bewegungsstudien im Tierpark In jenen Jahren wurden in den Zeitungen nur wenige Fotos abgedruckt, dafür mehr Illustrationen. Escher begann in der Dreißigerjahren bei der "Funkwacht", wo er für zehn Mark Witzzeichnungen anfertigte. Der Feuilletonchef des "Hamburger Anzeigers", Hugo Sieker, erkannte und förderte Eschers Talent. Er ließ ihn Artikel, häufig Tiergeschichten, illustrieren und verschaffte Escher damit eine erste Existenzgrundlage. Danach zeichnete dieser für die "Hamburger Illustrierte" unter anderem die Bildergeschichte "Hein Ei", die mit dem Kriegsausbruch 1939 abrupt eingestellt wurde. Seine Begabung blieb beim Militär nicht lange verborgen und so produzierte Escher zwei humorige Bändchen, die Episoden aus der Arbeit einer Baukompanie bei der Luftwaffe beinhalteten. Nach dem Krieg fand der gelernte Pressezeichner in seiner Heimatstadt Hamburg eine völlig andere Medienlandschaft vor. Anzeiger und Illustrierte waren verschwunden, stattdessen gab der Springer Verlag die neue Rundfunk- und spätere Fernsehzeitschrift "Hörzu" heraus. Sie wurde schnell eine Institution im Nachkriegsdeutschland und erreichte in den kommenden Jahren eine Auflage von mehr als drei Millionen Exemplaren. Escher gestaltete dort seit Herbst 1948 die Humorseite, bis Mecki ins Rampenlicht trat. Auf der Suche nach einer Identifikationsfigur für das Magazin war "Hörzu"-Chefredakteur Rhein auf den heimatlosen Igel gestoßen. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass es sich um eine geschützte Zeichentrickfigur der Gebrüder Diehl handelte. Diese hatten 1937 in einem Puppenfilm nach dem Grimmschen Märchen "Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel" den stacheligen Zeitgenossen geschaffen. Prompt erwarb Rhein die Verwertungsrechte und Escher wurde der Mecki-Zeichner, nachdem Versuche mit Fotos der Diehlschen Igel-Figur nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatten. Kultige Kurzhaarfrisur Meckis wachsende Popularität - die weltbekannte Spielwarenfirma Steiff brachte 1951 die erste Mecki-Puppe auf den Markt, die sich sofort zum Verkaufsschlager entwickelte und selbst eine Kurzhaarfrisur aus dieser Zeit ist bis heute als Mecki-Schnitt geläufig - und Eschers Talent veranlassten Rhein im September 1951, die erste ganzseitige Mecki-Geschichte in "Hörzu" zu veröffentlichen. Als Escher 1952 mit "Mecki im Schlaraffenland" das erste von insgesamt 13 Mecki-Bilderbüchern abschloss, war der Siegeszug des Igels nicht mehr zu stoppen. Es blieb übrigens Eschers einziger Beitrag zu den Bilderbüchern, da er sich mit Rhein nicht auf eine prozentuale Umsatzbeteiligung einigen konnte. "Rhein bot meinem Mann die damals stolze Summe von 8000 Mark", erzählt Grete Escher, die als Texterin mit ihm fast 30 Jahre lang Mecki-Geschichten ausgebrütet hatte, "aber er akzeptierte ein einmaliges Honorar nicht und verzichtete schließlich ganz darauf". Die übrigen zwölf Bücher (Gesamtauflage Mitte der Sechzigerjahre rund 1,5 Millionen) zeichnete Wilhelm Petersen, der später im Wechsel mit Escher die wöchentlichen Mecki-Abenteuer in "Hörzu" aufs Papier brachte. Escher hatte auf Grund des enormen Zeitdrucks, unter dem er kreativ arbeiten musste, sowie der stets gebückten Sitzhaltung gesundheitliche Probleme bekommen und musste Anfang 1958 die Arbeit an Mecki unterbrechen. Im Lauf der Zeit hatte er ähnlich dem Entenhausen-Ensemble von Carl Barks weitere Figuren für die Serie entwickelt wie Charly Pinguin, den cholerischen Gegenspieler von Mecki, den schläfrigen Schrat, den Zauberer Kokolastro und viele mehr. Eschers Favorit war eindeutig seine eigene Schöpfung Charly, der "mehr Handlungsspielraum und Individualität als die vernünftige und vorbildliche Vaterfigur Mecki durchleben konnte", wie Escher in einem Interview einmal sagte. Heimeliger Stachelkopf Als Petersen 1969 und bald darauf auch Rhein in Rente gingen, sah sich Escher mit einer neuen Situation konfrontiert. Rheins Nachfolger, Hans Bluhm, wollte in den Siebzigerjahren die Optik der Comic-Seite variieren und verlangte nach neuen Serien und weniger Mecki. Leser und Anzeigenkunden akzeptierten diesen Kurswechsel jedoch nicht und Escher wurde erneut mit einer modernisierten Mecki-Geschichte samt Sprechblasen anstelle des Fußtextes beauftragt. Nach mehr als 1000 Mecki-Abenteuern und Einzelzeichnungen legte Escher 1976 den Stift beiseite. Danach versuchten sich verschiedene Zeichner an der Fortführung der Mecki-Geschichten, darunter der frühere Disney-Zeichner Volker Reiche, der nach längerer Veröffentlichungspause heute wieder Mecki und seine Freunde zeichnet. An die Ausdruckskraft, den gewissen biedermännischen Charme der Nachkriegszeit, die märchenhaften Traumwelten Eschers sowie an dessen Einfallsreichtum im Hinblick auf Schauplätze und Requisiten kann aber selbst er nicht heranreichen. "Der heimelige Stachelkopf", charakterisierte der Comic-Experte Eckhart Sackmann den Redaktionsigel, "vermittelte Optimismus und Fröhlichkeit, war von seinem Selbstverständnis her aber gar nicht so weit vom Gartenzwerg entfernt." Für alle, die in der "gewollten Bürgerlichkeit der 50- und 60-er Jahre" aufwuchsen, war Mecki mehr als eine lieb gewonnene Kindheitserinnerung. Am 9. Mai 1994 starb Reinhold Escher in der Nähe von Zürich. Der Mythos Mecki aber wird mit Sicherheit weiterleben.

14.04.2005, 12:35:45 (bearbeitet)

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Die lese ich abends immer meinen Kleinen vor (Barksberichte sind zum Vorlesen eher ungeeignet). Das ist durchaus so eine Art Protodonaldisierung.

13.04.2005, 07:37:47

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Bürgermeister von Timbuktu

@buergermeister_von_timbuktu

Die von Volker Reiche, die er Mitte der 80er startete. Irgendwann wurde dann von einer ganzen Seite auf eine Drittelseite umgestellt, da habe ich aufgehört zu sammeln. Aber von den ganzseitigen Folgen (reichlich über 200) fehlen mir nur am Ende einige wenige. Wollte ich nur mal so einwerfen, um mich wichtig zu machen. Nur noch drei Tage bis zum Kongress, die Vorfreude ist schon fast am Siedepunkt.

13.04.2005, 08:46:50

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:-anonymous

@:-anonymous

Es waren glaub ich 213 ganzsseitige Mecki-Seiten von Reiche, die ich übrigens alle habe. Die Drittelseiten habe ich dann nur noch halbherzig gesammelt, da fehlen so manche, mitunter weiß ich nicht mehr aus welcher Ausgabe sie stammen etc. Als dann Reiche durch andere Zeichner abgelöst wurde, habe ich komplett aufgehört die Seiten zu sammeln und kauf die Hörzu inzwischen auch nicht mehr (daher sammele ich die neueren, jetzt wieder von Reiche gezeichneten, Mecki-Streifen auch nicht mehr. Aber die sind eh nicht mehr ansatzweise so gut wie seine Ganzseiter aus den 80ern)

13.04.2005, 14:24:18

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Bürgermeister von Timbuktu

@buergermeister_von_timbuktu

Richard hat geschrieben: > (daher sammele ich die neueren, jetzt wieder > von Reiche gezeichneten, Mecki-Streifen auch nicht mehr. Aber > die sind eh nicht mehr ansatzweise so gut wie seine Ganzseiter > aus den 80ern) Außerdem sind die ja so geistreich auf zwei Seiten im Programmteil gequetscht, dass man sie ohnehin kaum vernünftig ausschneiden könnte. Gibt aber ab und zu Überschneidungen mit Strizz, bestimmte Stofftiere tauchen in beiden Serien auf. Und wo sind überhaupt Dora und Karolus? P.S.: Ganz vergessen: Nur noch zwei Tage bis zum Kongress. Hurra! Beitrag geändert (14.04.05 14:37)

14.04.2005, 12:35:45

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