Ich guck' in der Röhre einen Film, worin einer staunt, daß Chemnitz – keine Schönheit auf den ersten Blick – als Kulturhauptstadt 2025 prunkt: https://www.youtube.com/watch?v=8J3CVomN5b4 Drin sagt der Mensch, mir neu, die bekannte Karl-Marx-Büste dort sei die zweitgrößte Büste der Welt. Prompt schießt durch mein Hirn die Erinnerung an ein Vorhaben, von dem ich Anfang der neunziger las: Einer schlug damals vor, nach dem Vorbild der emmerichsländischen Vorsitzendenköpfe im Rauschmehrberg die Köpfe von Adenauer, Brandt und Kohl im Elbsandsteingebirge aus dem Stein zu hauen. Ich will mehr drüber wissen – ab ins Kaninchenloch! Ein echtes Kaninchenloch war's freilich nicht, die Röhre liefert über diese Uraltgeschichte gar nichts, und im Lesenetz findet man nur spärlichste Spuren. So hier: "Fünfzehn Jahre zuvor, die Wende war gerade verdaut, überraschte ein Unternehmer aus Gießen die kleine Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna mit einem hehren Plan. Die gewaltigen, 100 Meter hohen Sandsteinbrüche entlang der Elbe sollten Kulisse für ein ebenso gewaltiges Wende-Denkmal werden, das im Volksmund als 'die Kanzlerköpfe' bekannt wurde. Auch dafür gab es ein Vorbild: der Mount Rushmore in South Dakota, USA. So wie dort die Köpfe berühmter US-Präsidenten in Granit gemeißelt sind, sollten nun die Köpfe der Bundeskanzler Konrad Adenauer, Willy Brandt und Helmut Kohl sowie des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan in Sandstein verewigt werden. Kosten: fünf bis zehn Millionen D-Mark pro Kopf, finanziert aus Spendengeldern. Kaum war der Plan heraus und eine Fotomontage in einer Zeitung, schlugen die Wellen der Empörung hoch. Die Bürger Sachsens nutzten ihre neu gewonnene Meinungsfreiheit voll aus. Von Irrsinn, Schnapsidee, Geschmacklosigkeit, Verbrechen an der Natur war die Rede. Und, ganz pragmatisch, davon, dass die gemeißelten Nasen der Sandstein-Ikonen wegen des weichen Materials bröckeln würden. Auch die Behörden lehnten den Plan ab. Offizielle Begründung: Die Köpfe seien für die Landschaft wesensfremd." https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-neuland/region-dresden-nu/dem-himmel-sei-dank Ach Entenhausen! Landet man denn immerfort bei dir?
Alle Kaninchenlöcher führen nach Entenhausen
Theodora Tuschel
@theodora_tuschel
Ja, man landet immer wieder in Entenhausen. Nur mit unterschiedlichen Vorzeichen. Ordensgeschmückte Westen sind auf allen D.O.N.A.L.D.-Kongressen zu bewundern. Wie auch, nur komplett konträr im Gegenteil, in Nord-Malaria. Wenn die jemals hätten Barks lesen dürfen - au Backe! Wäre denen das peinlich, so aufzutreten!
28.07.2023, 20:34:05
Hr.Zeilinger
@hrzeilinger
Chemnitz – keine Schönheit auf den ersten Blick – als Kulturhauptstadt 2025 prunkt: Ach Entenhausen! Landet man denn immerfort bei dir?
Ebenso der kommende Kongressort war nominiert als Kulturhauptstadt. 2024 hätte es sein sollen. Gewählt wurde zu Ungunsten der Landeshauptstadt. Bad Ischl - Die Kaiserstadt - ist nun gemeinsam mit der Region Salzkammergut die Kulturhauptregion. Und es gibt nur Streit und Unstimmigkeit über die Ausführungen und Veranstaltungen... Aber zu St. Pölten; Die Stadt ist der Paradefall für Scheitern auf hohem Niveau. Stadtkassa nach Geldentnahme leer, kein Gasthaus bzw. Restaurant für mehr als 150 Personen, ab 21.30 Uhr keine Stadtbusse, Aktionsort der (Mitte)-Rechts-LandesRegierung, hässlichstes Regierungsviertel zumindest von Österreich, funktionsloser Klangturm, ... Sehr donaldisch
29.07.2023, 06:29:35
Hr.Zeilinger
@hrzeilinger
Ja, man landet immer wieder in Entenhausen. Nur mit unterschiedlichen Vorzeichen. Ordensgeschmückte Westen sind auf allen D.O.N.A.L.D.-Kongressen zu bewundern. Wie auch, nur komplett konträr im Gegenteil, in Nord-Malaria.
In der Mitte eine lachende Langzeitpräsidente.
29.07.2023, 06:32:41
Coolwater OP
@coolwater
hässlichstes Regierungsviertel zumindest von Österreich
Ui, möglicherweise von ganz Europa. Ich zumindest wüßte nicht, wo selbst in Deutschland mit seinen vielen Wiederaufbausünden ein solches ganzes Regierungsviertel stünde. Aber auch alle jüngeren Landeshauptstädte in Deutschland taten schon vorher irgendwelche Haupt- oder Leitdienste, und die Regierungen nisteten sich zum großen Teil in schon vorhandenen "Strukturen" ein. Das kleine St. Pölten, im Schatten Wiens lebend und erst 1986 zur Landeshauptstadt gemacht, wollte dagegen wohl gleich ganz groß hinaus und mit einem richtigen, brasiliahaft vom Kopf bis zum Schwanz hypermodern durchgestylten "Regierungsviertel" auftrumpfen. "Das St. Pöltener Regierungsviertel ist noch größer als das Rathaus in Entenhausen, nur nicht ganz so schön!" Die Architekten lernen seit hundert Jahren nix dazu. So sieht ein Regierungsviertel eben aus, wenn sie aus den Mitteln und den Gestaltungsleitbildern der Bau-Moderne ex tabula rasa ein Regierungsmittel machen dürfen. Im Modell und in den Projektionen ein futuristischer Traum, fett Glas, Stahl, Beton, als könnte jederzeit die Enterprise dort landen. Sobald's gebaute Wirklichkeit ist, will nach dem ersten neugierigen Durchschreiten jeder ins Gründerzeitviertel-Straßencafé zurückflüchten. "Aber die Entenhausener haben auch ein futuristisches Viertel!" – Ja, aber dort landet die Enterprise tatsächlich, und die Röhren sind echte Infrastruktur, nicht blöder Architektenwitz.
29.07.2023, 10:55:58
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